Ulrich Grossenbachers Wurf: «Schwarzarbeit»
Irgendwann bricht der Bauarbeiter in der Baracke in Tränen aus. Das Lügengebäude ist in sich zusammengebrochen. Stefan Hirt, Chefinspektor der Arbeitsmarktkontrolle des Kantons Bern, versucht, ihn zu beruhigen. Er muss dann aber trotzdem die Polizei kommen lassen. Denn der Bauarbeiter will einfach nicht die Wahrheit sagen. Später kommt heraus, dass er nur mit einem Touristenvisum in der Schweiz ist. Er stammt aus Mazedonien und arbeitet illegal auf dieser Baustelle irgendwo im Berner Seeland.
Es ist eine von vielen typischen Szenen im Alltag eines Arbeitsmarktinspektors. Zu sehen sind sie in Ulrich Grossenbachers neuem, investigativem Dokumentarfilm «Schwarzarbeit». An über 70 Drehtagen ist der Regisseur, dessen letzter Film «Messies» 2011 mit dem Berner Filmpreis ausgezeichnet wurde, in diese Parallelwelt eingetaucht und hat fünf Inspektoren der Arbeitsmarktkontrolle bei ihrem Job begleitet. Über 300 Stunden Filmmaterial hat er dabei gesammelt.
Entstanden ist ein nicht nur bewegendes und politisches, sondern noch dazu spannendes und amüsantes Roadmovie durch den Kanton Bern. Grossenbacher ist hautnah mit der Kamera dabei, wenn die Inspektoren auf Baustellen, in Lebensmittelläden und Gastronomiebetrieben unangemeldet auftauchen, um zu sehen, ob alles rechtens ist. Ist es natürlich fast nie. Es ist haarsträubend, zu sehen, wie da Menschen aus dem nahen und fernen Ausland ausgenutzt werden: Wir sehen Bauarbeiter, Küchenhilfen und Altenpflegerinnen, die ohne Vertrag, Visum und Versicherungen zu Hungerlöhnen schuften.
Eigentlich wollen Stefan Hirt und seine Kolleginnen und Kollegen nur etwas mehr Gerechtigkeit schaffen und die gesetzlichen Mindeststandards in der Schweizer Arbeitswelt durchsetzen. Doch sie treffen immer wieder nur auf Patrons, ominöse Agenturen und Firmen, die Menschen nach Strich und Faden ausnutzen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Was «Schwarzarbeit» zum Ereignis macht, ist, dass Ulrich Grossenbacher immer den Menschen ins Zentrum setzt. Die Zuschauer lernen die Inspektoren kennen, sie erzählen von sich, von ihrem Leben und ihren Haltungen. Hier ist nicht eine anonyme Behörde am Werk, sondern Menschen, die eigentlich nur helfen wollen. Die Protagonistinnen und Protagonisten gehen einem nah. Es sind Figuren, wie sie sich kein Drehbuch besser ausdenken könnte. Wer ist Opfer, wer ist Täter? Es ist ein kaputtes System. Es sind auch die Auswirkungen des gescheiterten Rahmenabkommens mit der EU. All das zeigt Ulrich Grossenbacher.
Kinostart: 28. April
- Martin Burkhalter, Der Bund
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